WEIDEMEIER PALETTEN
Problemaufriss: Keine Einigung bei Unternehmenskauf aus Insolvenz
Unser Vorgehen: Reaktion mit Asset Deal
Besondere Herausforderungen: Maßgeschneiderte Kalkulation und Entwicklung eines neuen Unternehmensschwerpunktes
Ergebnisse und Verbesserungen: Wachstum, Verdopplung der Mitarbeiterzahl, Alleinstellungsmerkmal
Ideen für Unternehmensgründungen gibt es zuhauf. Dazu eine breite Palette an Möglichkeiten. Doch wer denkt – wie Christian Weidemeier — bei diesen Möglichkeiten schon gleich an Palette? Der 35-Jährige hat sich im Sommer letzten Jahres seinen Traum der Selbständigkeit mit einem Paletten-Handel erfüllt und dazu die Firma Weidemeier-Paletten in Teutschenthal gegründet. Doch so uneben und rau wie Palettenhölzer sind, verliefen auch die Zeiten der Gründung. Kurz: Auch beim Thema Paletten ist nicht immer alles paletti.
„Ich hatte schon immer den Wunsch, selbständig zu werden. Aber nach Plan. Ursprünglich sollte es auf eine klassische Unternehmensnachfolge hinauslaufen“, steigt der gelernte Bürokaufmann in die Geschichte ein. Einst als Mitarbeiter bei Leos Palettenhandel in Teutschenthal beschäftigt, zeichnete sich ab, dass dieser Betrieb aus Altersgründen des Inhabers eines Tages abgegeben werden sollte. Doch so weit kam es nicht. 2015 musste das Unternehmen Insolvenz anmelden. „Mir war schnell klar, dass es hier wohl nicht mehr weitergeht“, sagt Weidemeier, der in der Folgezeit bei einem großen Autohersteller in Leipzig arbeitete und als Teamleiter zeitnah Karriere machte.
„Doch Irgendwann“, erinnert er sich, „hörte ich, dass es im insolventen Betrieb wieder Hoffnung gab, weil sich ein Großauftrag anbahnte. Der Insolvenzverwalter hatte zudem grünes Licht für Wiedereinstellungen gegeben“, sagt der gebürtige Hallenser, der durchaus hoffnungsvoll am 1. Dezember 2017 ins Unternehmen zurückkehrte. Doch die Enttäuschung folgte prompt. Mit dem Großauftrag wurde nichts. Zeitnah wurde durch die Gläubigerversammlung beschlossen, dass der Palettenhandel endgültig zum 30. 6. 2018 dicht gemacht werden soll.
„Für mich hieß es: Jetzt oder nie“, sagt Christian Weidemeier. Seine Berufserfahrung im Palettengeschäft war das entscheidende Kriterium für seinen Entschluss, selbst die Zügel in die Hand zu nehmen. Doch wie konnte der Plan der Selbständigkeit umgesetzt werden? „Mir fehlte eindeutig das Wissen, der betriebswirtschaftliche Background“, sagt Weidemeier, der durch Empfehlung eines Lieferanten schließlich Kontakt zum Unternehmensberater Marek Schwiesau bekam. „Das war mein großes Glück. Nie hätte ich in meinem Fall die Hürden der Selbstständigkeit meistern können“, sagt der Jungunternehmer, der die Zusammenarbeit mit Marek Schwiesau an drei Punkten festmacht: Beratung, Fachwissen und Vertrauen. Dank seines Beistandes und Knowhows hätte man in den richtigen Momenten agieren und reagieren können. Denn nichts lief zunächst glatt und wie geplant.
„Eigentlich war es unser Ziel, den insolventen Betrieb zu übernehmen. An und für sich ist es auch kein Problem, ein Unternehmen aus der Insolvenz heraus zu kaufen“, berichtet Schwiesau vom Fall seines Klienten. „Doch bevor so ein Deal zustande kommt, müssen sich beide Parteien — Insolvenzverwalter und Käufer — einig sein. Das gelang in diesem Falle leider nicht“, sagt der Inhaber der Unternehmensberatung „Die Beratungsmanufaktur“ aus Halle. Ins selbe Horn stießen zudem auch noch die Banken, welche die für diesen Unternehmenskauf benötigten Kredite versagten.
Also was tun? Die Zeit des von Schließung betroffenen Unternehmens rückte immer näher. Schwiesau brachte deshalb einen so genannten Asset Deal ins Spiel. Christian Weidemeier gründete nun selbst eine Firma, pachtete das Grundstück und kaufte mit seinem erspartem Eigenkapital Stück für Stück an Wirtschaftsgütern aus dem Betriebsvermögen des Unternehmens heraus, mit dem Ziel, den Betrieb unter neuer Flagge weiterführen zu können. Diese Option brachte zu diesem Zeitpunkt sogar echte Vorteile mit sich. Denn Weidemeier konnte sich quasi die „Rosinen aus dem Unternehmen picken“ und nur die Vermögensgegenstände („Assets”) herauskaufen, die er auch künftig wirklich brauchte. „Aus der Versteigerung habe ich mir die besten Maschinen, Container, Platten und den Stapler herausgekauft“, sagt Weidemeier. Indes gelang es Marek Schwiesau auch, den für den Grundstückskauf erforderlichen Kredit genehmigt zu bekommen. Ende Februar wurde dieser genehmigt und verschaffte dem Gründer Sicherheit. Apropos Sicherheit. Aus jetziger Sicht hatte der Asset Deal sogar einen unübersehbaren Vorteil: Einher mit dem Deal ging die Sicherheit, von jedweden Verbindlichkeiten und Ansprüchen Dritter befreit zu sein, die durch den insolventen Betrieb noch bestehen könnten.
Nach einem halben Jahr der Geschäftstätigkeit läuft bei Weidemeier-Paletten nun alles nach Plan. Und mehr noch. „Ich konnte die Mitarbeiterzahl von drei auf sechs Leute verdoppeln“, berichtet Weidemeier stolz. Der Erfolg kommt nicht von ungefähr und hat stark mit einem inhaltlich-neuem Geschäftskonzept zu tun, das betriebswirtschaftlich von Marek Schwiesau begleitet wird. „Dabei geht es erstens um die richtige Kalkulation und zweitens um die Konzentration auf Geschäftsfelder, die dem Unternehmen am meisten Umsatz garantieren“, fasst der 35-Jährige zusammen. „Als frischgebackener Chef musste ich umdenken lernen, etwa auch dahingehend, typische Arbeiten zu delegieren. Das liegt einfach daran, dass ich mich dringend um firmeninterne Aufgaben, wie etwa die Kalkulation, Kundenakquise, Statistiken, Materialbeschaffung und das Marketing kümmern muss“, sagt Weidemeier. Binnen kurzer Zeit habe er auch eine Webseite ins Netz gestellt. All das sind eben die kleinteiligen Werkzeuge für den Erfolg, die sein Vorgänger nicht eingesetzt habe.
Als einziger Paletten-Handel in Halle vertreibe man Chemie‑, Euro- und Einwegpaletten, reagiere aber auch auf jedwede Kundenwünsche und fertige dementsprechend Spezialpaletten an. Kapazitäten gibt es reichlich. „Auf rund 8.500 Quadratmetern Firmenfläche haben wir Platz für bis zu 40.000 Paletten.“ Eine künftige Schotterung der noch ungenutzten Fläche auf dem Areal könnte diese Kapazitäten weiter erhöhen.
Als absoluten Pluspunkt für die Entsorgung von Paletten beschreibt Weidemeier sein Abholsystem durch LKW mit so genanntem Abroller. „Im Grunde ist das eine Ladeplattform, die wir beim Kunden abstellen, worauf dieser dann sukzessive seine ausgemusterten Altpaletten aufstapeln kann. Dadurch entsteht kein Zeitdruck. Erst wenn die Paletten-Menge erreicht ist, kommen wir zur Abholung vorbei und stellen eine neue Platte ab“, erklärt der Unternehmer, der besonders das handwerkliche Knowhow seiner Mitarbeiter in den Vordergrund stellt.
„Wir arbeiten gebrauchte, kaputte und ausgemusterte Paletten wieder auf. Das heißt, wir verwenden von dieser Altware noch all die Bretter und Klötzer die intakt sind, um daraus wiederum gebrauchsfähige Paletten herzustellen.“ Das Austausch-Prinzip nach dem Motto „aus alt wird neu“ ist betriebswirtschaftlich und ökologisch sinnvoll. Weidemeier: „Während den Kunden oft hohe Kosten bei der Entsorgung entstehen, können wir die Altpaletten kostenlos oder für kleines Geld abholen.“ Das Geschäft ist so für beide lohnend. Während der Kunde bei der Entsorgung spart, ist für Weidemeier durch die Herstellung eigener Paletten aus Altmaterial ein lukratives Geschäftsfeld entstanden. Dazu mit Vorzeigecharakter. Paletten unterliegen dem gnadenlosen Prinzip des Austausches. Wird eine Palette instabil, wird sie sofort aussortiert. Aus Gründen des Umweltschutzes ist es absolut folgerichtig, hier eine Wieder- und Weiterverwendung zu organisieren. Dank Weidemeier erhält so manche Palette ein zweites Leben — und Ressourcen werden geschont.